Kollegen im Bereitschaftsdienst werden derzeit verheizt

„Wir befürchten, dass die kassenärztlichen Vereinigungen das Krisenmanagement an sich zu ziehen versuchen und dabei die notwendige Regelversorgung der restlichen Patienten gefährden“, sagt IG-Med-Vorsitzende Ilka Enger. „Wir halten die KVen nicht für geeignet, diese gefährliche Situation adäquat zu meistern.“

Die IG Med sieht vielmehr in erster Linie den öffentlichen Gesundheitsdienst mit den Gesundheitsämtern zuständig fürs Krisenmanagement. Dort seien entsprechende Informationstelefone für die Bevölkerung einzurichten. Auch die Durchführung von Abstrichen bei Verdachtsfällen sei durch diese zentrale Stelle wesentlich besser zu regeln.

Stattdessen würden im ärztlichen Bereitschaftsdienst „derzeit die Kollegen verheizt und teilweise mit unzureichendem persönlichen Schutz potentiell in Kontakt mit Corona-Patienten oder Verdachtsfällen gebracht“, kritisiert die IG Med. Das sei nicht nur den Ärzten und ihrem Personal gegenüber unverantwortlich, sondern berge auch für das Gesundheitswesen große Gefahren.

„Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist als ,Seuchenhausbesuchsdienst‘ und Abstrichnehmer gänzlich ungeeignet,“ sagt IG-Med-Vorstandsmitglied Bernhard Salomon. Trete der Bereitschaftsarzt ohne ausreichende Schutzausrüstung in Kontakt mit einem Coronavirus-Verdachtsfall, so könne er erst wieder arbeiten, bis ein negatives Abstrich-Ergebnis feststehe. Werde der Patient gar positiv getestet, müsse der Arzt seine Praxis für mindestens 14 Tage schließen. „Eine Katastrophe mit Ansage für die ärztliche Regelversorgung“, so Salomon.

Aufgabe der KVen wäre es laut IG Med eher, dafür zu sorgen, die Regelversorgung zu sichern und die Weiterverbreitung des Virus‘ in den Praxen so gut wie möglich zu verhindern. Die KV habe zum Beispiel dafür zu sorgen, dass in den Praxen entsprechende Hilfsmittel wie Atemmasken und Schutzbrillen sowie geeignete Desinfektionsmittel auf Kosten des Staates vorhanden seien.

„Vor 14 Tagen schlug Herr Spahn alle Warnungen in den Wind, jetzt sollen die Niedergelassenen das auffangen, was eigentlich Aufgabe des Bundes ist“, ärgert sich Vizeverbandschef Steffen Grüner. „Ob Abstriche erhoben werden – diese unternehmerische Einzelfallentscheidung treffen die Kolleginnen und Kollegen und nicht Herr Spahn, Herr Gassen oder die KV.“

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