Von „Honoraren“ zu sprechen ist irreführend

Fake News der Kranken Kassen – von „Honoraren“ zu sprechen ist irreführend.

Immer wieder fallen die Presseorgane in Deutschland auf Falschaussagen der Kranken Kassen und der Politik in Bezug auf die sog. „Honoraren“ herein. Zwei Prozent mehr Geld für Ärzte, Apotheker bekommen mehr Geld für medizinische Beratung oder 400 Mio. € für die Arztpraxen (für den Austausch der TI-Konnektoren; Anmerkung des Verfassers) erwecken in der Bevölkerung den Eindruck, dass im ambulanten medizinischen Bereich das Geld üppig in die Taschen der dort Tätigen fließt.

„Wir fordern unsere KVen und Kammern dazu auf, den irreführenden Begriff „Honorar“ nicht mehr in den Mund zu nehmen, wenn sie über die Bezahlung unserer Praxen und Apotheken sprechen,“ erklärt Dr. Ilka Enger nach Abschluss der strategischen Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft Medizin (IG Med e.V.). „Und wir werden entschieden dagegen vorgehen, wenn die Kranken Kassen und die Politik weiterhin diese Falschinformation verbreiten.“

Die Gelder, die die Kranken Kassen für die ambulante Medizin zur Verfügung stellten, dienten dazu die gesamte medizinische Infrastruktur im ambulanten Bereich zu erhalten – die Praxen und Apotheken, das medizinische Personal, die EDV, ja sogar die Verwaltungen (KVen, Kammern, Abrechnungsfirmen). Der Lohn für die hochwertigen Dienstleistungen der am und für den Patienten Tätigen bliebe da seit Jahrzehnten zunehmend auf der Strecke. „Wir sollen also hier nicht von Honorar, sondern von überfälligen Praxenstruktur- und Erhaltungsmaßnahmen sprechen“ so Rolf Mahlke, Zahnarzt und Pressesprecher der IG Med.

Seit Jahren und Jahrzehnten betreibe die Kassenseite in den Verhandlungen mit den in der Medizin Tätigen ein ungesundes Preisdumping, in dem mit den verhandelten Preisen nicht einmal die Personalkosten oder die technische Ausstattung der Praxen hinreichend gegenfinanziert werden könnten. Das Ganze geht immer mehr zu Lasten der Selbständigen Unternehmer im medizinischen Bereich, so dass – wie bereits im Neubauer-Gutachten von 2017 für den ärztlichen Bereich festgestellt – der „Unternehmerlohn“ geschmälert, auf null gesetzt wird oder sogar in den negativen Bereich zu gehen droht.

„Damit kann man mit einer selbständigen Tätigkeit in der ambulanten Medizin mit all ihren Herausforderungen nicht mehr in befriedendem Maß seinen Lebensunterhalt verdienen – unsere Unternehmen gehen de facto pleite,“ erklärt Dr. Ilka Enger, Vorsitzende der IG Med. „Das erklärt, warum wir keinen Nachwuchs mehr für unsere Praxen und Apotheken finden, dass mehr und mehr Kollegen ins Ausland oder in die frühzeitige Rente gehen und Praxen und Apotheken für immer schließen.“

Sei die ambulante medizinische Infrastruktur des „medizinischen Mittelstandes“ erst einmal zerstört, so sei sie unwiederbringlich verloren.

„Was zu ist, ist zu,“ sagt Dr. Steffen Grüner, stellvertretender Vorsitzender der IG Med. „Unser ambulantes System wurde und wird von Politik und Kranken Kassen kaputtgespart. Die Patienten merken es zunehmend an langen Wartezeiten und einem zunehmenden Chaos in der ambulanten Versorgung – und das ist hausgemacht. Anstatt unsinniger finanzieller Fehlallokationen an Compumed, Apps oder Gesundheitskioske, anstatt unsinniger Akademisierungs- und Substitutionsversuche sollten lieber die Erstversorger und Kümmerer in Pflege, Kliniken, Apotheken und Praxen gestärkt werden.“

Die IG Med e.V. ist eine Vereinigung der im medizinischen System am und für die Patienten selbständig Tätigen.

Hier die Pressemitteilung zum Download als PDF:

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