Die gesundheitspolitische Zechprellerei muss ein Ende haben

Die Solidarität der Ärzte und Zahnärzte wird seit über zwanzig Jahren überstrapaziert, erklärt die Interessengemeinschaft Medizin (IG Med). Die populistische Forderung des neuen Gesundheitsministers, die von den Krankenkassen gehorteten Beiträge und Rückstellungen in Cent-Beträgen an die Versicherten auszukehren, ist unnütze Symbolpolitik und ein weiterer Schlag ins Gesicht der geprellten Ärzteschaft.

„Auch die Ärzte sollten nach dem Willen des damaligen Gesundheitsministers Seehofer einen Solidaritätsbeitrag zur Widervereinigung leisten, indem sie eine zweijährige Budgetierung – also auch eine Art Obergrenze – für ihr Honorar akzeptierten,“ wirft Ilka Enger, Mitorganisatorin der in Gründung befindlichen IG Med einen Blick in die Vergangenheit. „Dieses Budget hat eine ähnliche Ewigkeitsgarantie wie der Solidaritätszuschlag, von dem die Regierung ja auch partout nicht lassen will.“

Diese Budgetierung mit der daraus resultierenden chronischen Unterfinanzierung großer Teile der grundversorgenden Praxen gerade auf dem Land trage maßgeblich dazu bei, dass der Ärztemangel immer mehr zunehme. So seien junge Kollegen nicht bereit, eine wirtschaftlich unsichere Selbständigkeit in eigener Praxis zu übernehmen, die Ärzte mittleren Alters betreiben die Flucht in das europäische Ausland und die älteren Semester warteten sehnsüchtig darauf, sich endlich in die Rente flüchten zu können.

„Mit dem bayerischen Neubauergutachten haben wir es schwarz auf weiß, dass eine Praxis, die vor allem patientennahe Grundleistungen erbringt, wirtschaftlich nicht überlebensfähig ist – gerade auf dem Land mit einem niedrigen Anteil an Privatpatienten,“ erläutert Marc Hakman. „deshalb ist es an der Zeit, dass wir der Politik unsere Forderungen stellen, die für uns Ärzte unabdingbar sind, um eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau in Deutschland weiter zu gewährleisten.“

In einer Arbeitsgruppe haben deshalb honorarpolitisch erfahrene Kollegen der IG Med einen entsprechenden Forderungskatalog und auch eine Perspektive für die zukünftige Honorarpolitik erarbeitet.

„Drei Ziele bilden sozusagen die Überschrift über unsere honorarpolitischen Denkansätze,“ sagt Soeren Thierfelder, Mitarbeiter in der Gruppe. „Jede ärztliche Handlung wird bezahlt – und zwar zeitnah und betriebswirtschaftlich adäquat. Es darf keine weiteren aufgezwungenen Rabatte, keine Pauschalen und keine Regressgefahren mehr geben. Wir wollen ein Ende des Zwangs zu einer unmenschlichen, oberflächlicher Fließbandmedizin – auch für die Sicherheit unserer Patienten, die eine gute Medizin verdient haben.“

Auf der Gründungsversammlung am 01. Juni 2018 in Frankfurt will die Arbeitsgruppe „Honorar“ ihre weiteren Pläne zur Diskussion stellen und hofft dann auch den Input der hinzukommenden IG-Med-Mitglieder.

„Bald wird die Politik nicht umhin kommen, unsere Vorschläge aufzugreifen,“ ist sich Marc Hakman sicher. „Wir sind jedenfalls nicht bereit, für die populistischen Nachwahlgeschenke des Herrn Spahn weiter als „Sparärzte“ uns selbst und unsere Patienten zu ruinieren.

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